Über Arcus

Kann es den perfekten Bogen geben? Falls ja, wollen wir ihn bauen. Falls nein, wollen wir diesem Ideal so nahe wie nur irgend möglich kommen. Ohne Kompromisse.

Als Bernd Müsing 1995 mit seinen Forschungen an Streichbögen began, gab es auf der ganzen Welt keine Literatur dazu, wie ein Bogen wirklich funktioniert - weder spieltechnisch noch klanglich. Und selbst die Evolution der Bögen schien vor etwa 150 Jahren stehen geblieben zu sein. Andererseits bieten die moderne Wissenschaft, Technik und Werkstoffe ganz neue Möglichkeiten. So reisen wir heute nicht mehr mit Postkutschen und Segelschiffen, sondern mit dem ICE oder dem Flugzeug, wir schreiben nicht mehr mit dem Federkiel, sondern mit dem iPad. Und wir spielen auf hochentwickelten Saiten aus fantastischen Materialen statt auf blanken Schafsdärmen.

Unsere Inspiration für unsere Bogenentwicklung kommt denn auch zu einem guten Teil aus der Saitenentwicklung. Dort sehen wir genau, wie sich kleinste Veränderungen in der Struktur, in den Materialien, in der Spannung, Masse etc. auf Klang und Spiel auswirken. Vor allem in Bezug auf die "Stimmung" unserer Bögen und der Gestaltung ihrer Klangfarben haben wir hier sehr viel lernen können. Auf der anderen Seite haben wir für die Optimierung der Spieleigenschaften vor allem von der Entwicklung der Fahrwerkstechnik von Fahrrädern - speziell von vollgefederten Mountainbikes - gelernt. Was den Umgang mit unserem geliebten Wunderwerkstoff Kohlefaser angeht, mussten wir allerdings das Meiste selbst erdenken, erforschen, erproben, denn die bis dato konnten aus Kohlefaser hergestellte Bögen leider nur als abschreckendes Beispiel dienen.

Wenn man einen Arcus-Bogen mit einem Tourte oder Peccatte vergleicht, wird man nur noch wenige Gemeinsamkeiten finden. Darf das sein?, mag sich manch einer fragen. Wäre das denn nicht ein Verrat an der klassischen Musik, wenn es doch anders (bzw. besser) klingt, sich leichter spielt, präziser artikuliert? Wir glauben nicht. Denn andernfalls müssten wir zum Beispiel Beethovens Klaviermusik nach wie vor auf dem Hammerklavier spielen anstatt auf einem Konzertflügel. Und auch der Klang und das Spiel der Streichinstrumente hat sich mit modernen Saiten, Schulterstützen, Kinnhaltern und Cello-Stacheln erheblich weiterentwickelt.

Was also ist unsere Intention? Ganz einfach: Bögen bauen, die Ihnen all das ermöglichen, was Sie sich musikalisch ausdenken, die Ihrem Instrument noch mehr Klang entlocken, die das Spiel einfacher und gleichzeitig vielseitiger machen, die keine Probleme wie zum Beispiel schwache Töne oder Zitterstellen haben, die Ihnen größtmöglichen Komfort schenken und den Bogenarm spürbar entlasten. Und die außerdem nachhaltig sind und so gut wie ewig halten.

Geht das? Absolut. Inzwischen spielen viele Tausend Musiker in aller Welt, unzählige Orchestermusiker, aber auch Schüler und Solisten einen Arcus und für fast alle ist ihr Arcus der Erstbogen. Und auch für Sie möchten wir den perfekten Bogen machen. Vielleicht liegt er ja schon bei uns im Regal oder bei Ihrem Geigenbauer im Schrank. Und sollten Sie noch Verbesserungspotential finden, lassen Sie es uns bitte unbedingt wissen.

Über die Jahre haben wir ein hochkarätiges Team aus talentierten Handwerkern, Technikern und Musikern aufgebaut, die mit großem Engagement daran arbeiten, jeden Tag noch ein bisschen besser zu werden. Nicht nur in der Forschung, Entwicklung und Herstellung der Bögen, sondern auch in der Beratung und im Service.

In unserem Showroom in Würzburg finden Sie unser gesamtes Sortiment an Bögen. Außerdem bieten wir Ihnen hier eine schöne Auswahl besonders gut klingender Instrumente, Saiten, Koffer und sämtlicher Accessoires.

Sehr gerne reparieren und restaurieren wir auch Holzbögen. Dazu gehören nicht nur neue Bezüge und Daumenleder, sondern auch die Optimierung der Stange, speziell der Biegung. Diese ist bei vielen Holzbögen nie optimal gewesen oder ist über die Zeit verloren gegangen.

Bernd Müsing: Meine Arcus-Geschichte

Bernd Müsing:

Meine Arcus-Geschichte

Wie kommt man eigentlich dazu, eine Firma zu gründen, die Kohlefaser-Bögen herstellt? Da müssen die Sterne schon in einer ganz besonderen Konstellation stehen.  :)

Ich komme ursprünglich aus der Fahrradindustrie und war in den 90er Jahren Entwicklungsleiter bei einem großen Fahrradhersteller. Das ganz große Thema damals war die Entwicklung von Federungssystemen für Mountain-Bikes, so dass ich mich ständig mit Federraten, Schwingungsdämpfung, Elastizität, Vorspannung und ähnlichen Sachen beschäftigte. Außerdem natürlich mit allen möglichen Materialien, von Stahl über Aluminium bis hin zu Kohlefasern.

Während dieser Zeit habe ich wieder mehr Geige gespielt, sowohl im Orchester als auch zum eigenen Vergnügen. Allerdings hatte ich mit meinem damaligen Bogen - vor allem bei Mozart - ziemlich zu kämpfen. Bei einer Shopping-Tour bei diversen Geigenbau-Geschäften habe ich dann einen neuen Bogen erstanden, der zwar ein bisschen besser war, aber eigentlich fand ich auch den noch immer zu schwer und zu weich und insgesamt machte er mich nicht wirklich glücklich.

Also fing ich damit an, mir die Sache mal näher anzuschauen: Welche Kräfte wirken denn eigentlich, im piano oder im forte, bei Doppelgriffen und beim Spiccato, an der Spitze oder am Frosch? Wie sind Holzbögen konstruiert, wie ist der Verlauf der Elastizität über die Stange, die Massenverteilung, Schwerpunkt und vor allem was genau bewirken unterschiedliche Biegungsprofile und -tiefen? Bei meinen Messreihen an Holzbögen habe ich dann bei keinem einzigen Bögen ein klares Konstruktionsprinzip finden können und kam zu dem Schluss, dass es der "chaotische" Werkstoff Holz einfach nicht zulässt, oder dass bisher einfach niemand weiß, wie ein Bogen wirklich funktioniert.

Ich habe dann "einfach mal" versucht einen idealen Bogen zu konstruieren. Es war klar, dass er eine wesentlich höhere Spannkraft haben musste als ein Holzbogen, allein schon um das Potential moderner Saiten zu nutzen. Wenn er dann aber auch noch leichter sein sollte, konnte er nur aus Kohlefaser hergestellt sein. Meine Lösung war eine sehr dünnwandige, hohle Stange mit einer etwas reduzierten Biegung und natürlich mit einem massiven Kopf in einteiliger Bauweise. Damit ging ich dann bei den Herstellern von Kohlefaser-Bauteilen hausieren, in der Hoffnung eine Firma zu finden, die solch eine Stange für mich produzieren könnte. Es stellte sich dann aber heraus, dass es ganz unmöglich sei, so etwas herzustellen. Konisch, gebogen, extrem dünnwandig, mit einem massiven Köpfchen - keine Chance.

Also habe ich - mal wieder - eine Firma gegründet. Mit 21 Jahren hatte ich mit zwei Freunden einen Fahrradladen aufgemacht, mit 24 eine kleine Fahrradfabrik, in der wir damals die weltbesten Aluminiumrahmen gefertigt haben (die hießen tatsächlich auch MÜSING) und nach einem relativ kurzen Intermezzo als Angestellter, gerade erst mit meiner neuen Unternehmensberatung. Es dauerte allerdings einige Jahre, genau genommen bis 1999, bis wir die ersten Bögen verkaufen konnten. Zu diesem Zeitpunkt wurde es eigentlich erst so richtig spannend, denn wir mussten ja nicht nur eine Firma aufbauen mit Menschen, Werkzeugen, Lieferanten und einem Händlernetzt. Sondern auch die Musiker erreichen, die Bögen immer weiter entwickeln, immer weiter forschen, die Welt bereisen, immer weiter lernen.

"Meine" Bögen haben übrigens den hübschen Nebeneffekt, dass ich noch mehr Freude am Musizieren habe und seitdem fleißig vor allem im Orchester und Streichquartett spiele. Nicht nur Geige, sondern inzwischen auch ganz ordentlich Bratsche. Was dann wiederum zu ganz grundlegender Forschung an Bratschenbögen geführt hat. Aber dass ist jetzt wieder eine andere Geschichte. :)

Bei der Herstellung der Arcus-Bögen gehen wir keine Kompromisse ein. Ausschließlich die besten, wertvollsten Materialien, optimale Werkzeuge, modernste Verfahren und vor allem die talentiertesten Handwerker sind bei uns Zuhause. Nur so ist es möglich, wirklich perfekte Bögen herzustellen.